Ab wann ist es zu peinlich zuzugeben, wie lange man an einer (scheinbar banal wirkenden) Recherche dranbleibt? Sind sechs Monate ok? Vielleicht drückt man bei eineinhalb Jahren noch ein Auge zu? Aber wenn man dann doch insgesamt drei Jahre für eine Recherche und den Podcast dazu braucht - war das dann noch gerechtfertigt oder wirkt man dann beinahe schon obsessiv? Es geht hier schließlich immer noch um folgende Frage: Wer hat den Koch auf der Dönertüte gezeichnet und somit eines der ikonischsten Logos in die Welt gesetzt?

Schon mal vorweg: Am 21. Mai liefern wir mit "OBSESSED- Döner Papers" die Antwort darauf. Und auf diese Reise wollen wir Euch mitnehmen.

Eine scheinbar simple Frage

Dönerverpackung mit dem roten, gezeichneten Mann mit Dönermesser in der Hand

Damals, 2022, noch vor meinem BR-Volo, als ich die Frage nach dem Logo in einer Sitzung der Münchner Podcast-Produktionsfirma "Kugel und Niere" stelle, ist das BR Storyteam als Co-Partner noch in weiter Ferne und wir denken noch: "Das kann ja wohl nicht so schwer zu beantworten sein."

Schätzungsweise eine Milliarde Döner werden pro Jahr über deutsche Tresen gereicht, das rote Logo mit dem bekannten Dönermann ist fast immer mit dabei. Doch die Frage nach der Herkunft des Logos lässt sich nicht beantworten, selbst im Zeitalter von Google und ChatGPT.

Das Netz führt uns lediglich zu Persönlichkeiten, die bei dieser Recherche gescheitert sind, wie dem FAZ-Journalisten Jonas Jansen oder jüngst dem Youtuber "Kannemilsch". Die Nachfrage nach dem Döner-Geheimnis scheint vor allem bei jungen Menschen riesig - das Wissen darum begrenzt. Für mich und mein Team ein Ansporn unbedingt dranzubleiben, denn wie oft hat man schon die Chance, etwas als allererste Person herauszufinden?

Es geht um viel mehr

Döner Papers-Host Aylin Doğan

Schnell wird uns allerdings klar: Das hier ist mehr als nur die Geschichte eines Logos. Die Recherche führt uns zu den wichtigsten Personen aus der Dönerbranche. Und mit diesen Personen tauchen wir ein in die Lebensrealität türkischer Migranten in Deutschland, in das Leben der Gastarbeiter. Wie der Döner - Achtung, es wird (zurecht) pathetisch - zur Existenzsicherung dieser Menschen wurde und sich trotzdem durch Ausdrücke wie "Döner-Morde" oder dem Gammelfleisch-Skandal zum Symbol von Rassismus und Hass wendete. Immer mit dabei: das Logo.

Wir treffen auf Menschen für die das Logo nicht nur ein Gag, sondern identitätsstiftend ist. Und wir fragen uns: Wenn sich die Person dahinter nicht meldet, darf sich dann wer anders die Rechte daran schnappen? Jemand, der gar nichts mit dem Erbe des Logos zu tun hat? Wem gebührt hier die Ehre? Fragen, die uns zu einem sammelwütigen Immobilienmakler nach Hannover und einem Musiklabel nach Berlin führen.

Mittendrin: Ein Phantom. Die Person, die das Logo gezeichnet und gestaltet hat und die wir dann endlich, nach drei Jahren Recherche, interviewen konnten. Am Ende ging es noch darum, den richtigen Ton zu treffen und die Story gleichzeitig tiefgründig, aber auch unterhaltsam zu erzählen. Dabei war die Zusammenarbeit mit dem BR StoryTeam entscheidend.

Die richtige Ansprache finden

In mehreren Storyboarding-Sessions haben wir die Recherchen auf sechs spannende Folgen aufgeteilt. Außerdem haben viele Edit-Runden dabei geholfen, die richtige Ansprache zu finden und dem Host-Text Leichtigkeit und Humor zu geben. Das Ergebnis ist etwas, was es in der deutschen Podcast-Landschaft bislang noch viel zu selten gibt: Ein Podcast, der aufwändige Recherchen, dokumentarischen Style und eine unterhaltende junge Ansprache miteinander verbindet. Auch diese besondere Form ist ein Ergebnis der neuartigen Ko-Auftragsproduktion von "Kugel und Niere" und dem BR StoryTeam. Am Ende steht bei uns allen die Erkenntnis: Wenn die Idee gut ist, ist kein Weg zu lang.