"Ausgesetzt in der Wüste – Europas tödliche Flüchtlingspolitik" Civis Medienpreis für BR-Produktion
Die BR-Produktion „Ausgesetzt in der Wüste – Europas tödliche Flüchtlingspolitik“ ist am Montagabend in Berlin mit dem renommierten Civis Medienpreis für Integration und kulturelle Vielfalt ausgezeichnet worden. Die 52-minütige ARD Story von Philipp Grüll und Erik Häußler, die Ende vergangenen Jahres im Ersten ausgestrahlt wurde, überzeugte die Jury in der Kategorie Information durch konsequente Recherche, ergreifende Bilder und eindrucksvolle Interviews.

In der Jurybegründung heißt es, die Dokumentation decke "die skrupellosen Praktiken im Rahmen der europäischen Migrationspolitik" auf und gebe den Opfern eine Stimme.
"Dies ist eine bedrückende Geschichte, die erzählt werden musste. Die Autoren geben den ausgesetzten Menschen in der Wüste ihre Würde zurück; keiner hätte sie beachtet, keiner hätte ihr Schicksal für wert befunden, erzählt zu werden. Das erforderte persönlichen Mut, harte Recherchearbeit, es kostete Zeit und Geld. Aber auch dafür ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk da. Dafür steht der BR. Wir haben die Pflicht, solche Geschichten zu erzählen, weil es sonst keiner macht. Und wir haben großartige Kolleginnen und Kollegen, die das können."
Thomas Hinrichs, Programmdirektor Information
Investigative Recherche
Die Co-Produktion von Bayerischem Rundfunk, Deutscher Welle, Lighthouse Reports und Norddeutschem Rundfunk basiert auf einer internationalen Recherchekooperation, an der neben BR und Lighthouse Reports auch Medien wie Der Spiegel, Washington Post, Le Monde oder El País beteiligt waren. Gemeinsam recherchierte ein Team aus mehr als 30 Reporterinnen und Reportern zu und in Ländern wie Tunesien, Libyen, Marokko und Mauretanien – Regionen, in denen investigativer Journalismus nur unter sehr schwierigen Bedingungen möglich ist.
Die Dokumentation zeigt mit exklusivem Bildmaterial, wie Schwarze Menschen aus Subsahara-Afrika von nordafrikanischen Sicherheitskräften – mitfinanziert durch die EU – systematisch festgenommen, verschleppt und ohne Wasser und Nahrung in der Wüste ausgesetzt werden. Der Film belegt, dass dabei immer wieder Menschen ums Leben kommen. Das Team filmte heimlich Festnahmen und Deportationen, interviewte Überlebende und war dabei, als ausgesetzte Menschen in der Wüste entdeckt wurden.
"Ein herausragender wie erschütternder Dokumentarfilm über die europäische Asylpolitik – hier kommt vieles zusammen: akribische Recherche, eindrückliche Bilder, packendes Storytelling und Reporterglück. Es freut mich sehr, dass die Civis-Jury das auch so sieht. Herzlichen Glückwunsch an das gesamte Team!"
Ellen Trapp, Leitung PB Kultur
Im Wettbewerb um den Preis standen in diesem Jahr mehr als 700 Programme aus allen 27 EU-Staaten und der Schweiz. Der Civis Medienpreis für Integration und kulturelle Vielfalt wird seit 1988 verliehen – in diesem Jahr im Rahmen der Berliner Digitalkonferenz re:publica.
"Ausgesetzt in der Wüste – Europas tödliche Flüchtlingspolitik" wurde am 3. November 2024 im Ersten ausgestrahlt und ist in der ARD Mediathek abrufbar.