Die Eckfahne, natürlich die Eckfahne! Mikel Merino rannte zur Eckfahne und tanzte um sie herum. Er hatte das ja schon vor einem Jahr so gemacht, als er die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit seinem Tor in Stuttgart im Viertelfinale aus dem Fußball-EM-Turnier schoss und den tränenreichen Abschied des früheren Münchners Toni Kroos vom Fußball besiegelte.
DFB-Team trifft im Spiel um Platz drei auf Frankreich
Und 33 Jahre zuvor hatte das sein Vater Ángel an eben jener Stelle nach einem Treffer mit Osasuna gegen den VfB Stuttgart ebenso gemacht. Nun also war es der dritte Merino-Tanz in Stuttgart, der sich als entscheidend in einer K.o.-Runde erweisen sollte. Denn auch durch Mikel Merinos Treffer besiegten die Spanier Frankreich im Halbfinale der UEFA Nations League 5:4 (2:0), ein Torfestival für die Zuschauer in Stuttgart.
Spanien steht damit im Finale von München am Sonntag gegen Portugal (21 Uhr) und könnte nach dem Europameistertitel 2024 den nächsten Pokal auf deutschem Boden erringen. Das DFB-Team trifft im Spiel um Platz drei in Stuttgart am selben Tag (15 Uhr) auf Frankreich und dessen Superstar Kylian Mbappé.
Effiziente Spanier Williams und Merino schocken Frankreich früh
Als entscheidend erwies sich dabei wie vor einem Jahr die Effizienz der Spanier. Während die Franzosen besser ins Spiel starteten und durch Ousmane Dembélé, Kylian Mbappé sowie einem Weitschuss von Theo Hernandez an die Kreuzeck-Latte gleich zu guten Gelegenheiten kamen, trafen die Spanier direkt doppelt ins Netz.
Immer wieder tanzte sich Lamine Yamal durch die Abwehrreihe der Franzosen. So auch in der 22. Minute, als er schließlich Mikel Oyarzabal fand. Der setzte Nico Williams ein - und der traf wiederum lässig zur Führung. Nur drei Minuten später erhöhte Merino die Führung bereits auf 2:0. Und als es mal hinten für die Iberer durch den Champions-League-Final-MVP Désiré Doué gefährlich wurde, hielt der Torwart Unai Simon prächtig (31.). FC Bayerns Flügelmann Michael Olise blieb bei den Franzosen übrigens blass, von ihm waren wenige Aktionen wahrzunehmen.
Linksverteidiger Marc Cucurella wird in Stuttgart ausgepfiffen
Anders als von Spaniens Linksverteidiger Marc Cucurella, was wiederum an der Atmosphäre um ihn herum lag. Denn Cucurella ist knapp ein Jahr nach seiner Rückkehr in die Stuttgarter Fußball-Arena von einem Teil der Zuschauer lautstark ausgebuht und ausgepfiffen worden.
Der 26-jährige Chelsea-Profi war bei der EM 2024 aufgrund eines ungeahndeten Handspiels beim Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft im Viertelfinale unfreiwillig in die Schlagzeilen geraten. Schon vor dem Spiel hatte er gesagt: "Ich bin darauf vorbereitet, wieder ausgebuht zu werden."
Yamal und Pedri lassen Gegner mit Top-Aktionen keine Chance
Das Gebuhe änderte sich übrigens auch nach der Halbzeit nicht. Ähnlich wie die Effizienz der Spanier: Die schienen die Partie früh entschieden zu haben, dank einer Solo-Aktion von Yamal, die wegen eines törichten Einsteigens von Adrien Rabiot zum Elfmeter führte. Den Strafstoß verwandelte er selbst cool ins rechte Eck (54.). Pedri machte nach einem feinen Doppelpass mit Williams und einer noch feineren Ballmitnahme im Sechzehner den Doppelschlag zum 4:0 perfekt (55.).
Am Vortag gab der Mittelfeldspieler noch zu, dass ihn der FC Bayern München vor einigen Jahren verpflichten wollte. Und nun machte er wieder einmal deutlich, wieso das eine gute Idee des damaligen FCB-Sportvorstands Hasan Salihamidzic war.
Am Ende muss Spanien noch zittern
Das anschließende Elfmetertor von Mbappé, der wie Yamal zuvor auch gefoult wurde (59.), sowie das 5:1 von Yamal (67.) und das Volley-Zaubertor von Rayan Cherki (79.) zum 2:5 schienen nur drei kleinere Ergebniskorrekturen zu sein. Erst beim 3:5, einem Eigentor von Daniel Vivian (84.), kam doch nochmal Spannung auf, in der Nachspielzeit der Partie traf der frühere Frankfurter Randal Kolo Muani gar noch zum 4:5 - Spanien musste wieder um den Endspieleinzug zittern. Doch letztlich verteidigte das Team von Europameistertrainer Luis de la Fuente seine minimale Führung gegen die Mannschaft von Didier Deschamps noch.
So bleibt ein - bis aufs Ende - fast schon wundervoller Abend für die Spanier und Mikel Merino, die dieses Stadion in Stuttgart wohl immer mehr ins Herz schließen. Und die zudem nur noch einen Schritt vom zweiten Titel innerhalb eines Jahres in Deutschland entfernt sind. Statt 2024 in Berlin soll dieses Mal der Pokal in der bayerischen Landeshauptstadt München errungen werden.
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